Page 22 - LEX Magazin 1-2017
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TRAINING
FASZIEN
IM LAUFSPORT
Faszien sind ein KOMPLEXES SYSTEM und mehr als nur eine Muskelhülle.
FASZIENTRAINING
Text: Dr. Stefan Benner (Dr. med. Karin und Stefan Ben- ner, Privatarztpraxis für ganzheitliche Orthopädie, Website: www.privatarztpraxis-dr-benner.de)
Bis vor einigen Jahren hat man sich im Laufsport auf Kraft- und Ausdauertraining konzentriert. Neue Er- kenntnisse aus der Bindegewebs- und Faszienforschung haben hier zu einem Umdenken geführt. Es hat sich he- rausgestellt, dass das Faszientraining für jeden Sportler eine wichtige Ergänzung darstellt. Es wird zur Vermei- dung und Vorbeugung von Verletzungen, zur Leistungs- optimierung, und zur Regeneration angewendet. Auch wenn wissenschaftliche Beweise bisher fehlen rückt das Thema Faszien in der Orthopädie, in der Sportmedi- zin und in der Schmerzforschung immer mehr in den Fo- kus. Bei alternativen Heilmethoden wie der Osteopathie und der Akupunktur spielen Faszien im Heilungsprozess seit jeher eine übergeordnete Rolle.
Faszien – was ist das?
Die Faszien bestehen aus kollagenem Bindegewe- be und durchziehen den gesamten Körper in zahl- reichen Schichten. Sie verleihen unserem Körper Gestalt und Struktur. Faszien umhüllen Knochen, Muskulatur, Gelenke, Organe, Nerven sowie Gefäße und bilden Sehnen, Bänder und Gelenkkapseln. Die Beschaffenheit und die Spannung unserer Faszien sind verantwortlich dafür wie geschmeidig die Mus- keln arbeiten, wie Knochen und Organe positioniert sind und inwieweit Gelenke belastet werden. Ihre Beschaffenheit entscheidet über unsere Beweglich- keit, die Kraftübertragung und Statik. Die Faszien sind damit für die Balance zwischen Stabilität und Flexibilität verantwortlich. Das körperweite Faszi- ennetz ist bestückt mit Rezeptoren und freien Ner- venendigungen und somit für die Entstehung von Schmerzen verantwortlich. Durch die Vielzahl an Rezeptoren ist es das wichtigste Sinnesorgan für die Körperwahrnehmung.
Faszien und Sport
Die Faszien brauchen vielseitige Bewegungen, in möglichst vielen Bewegungsebenen und Richtun- gen, die Variation der Bewegung ist der Schlüssel zum Erfolg. Ausdauersportler sind auf monoto- ne und einseitige Bewegungsabläufe trainiert, mit ständig wiederkehrenden automatisierten Bewe- gungen, in denen Bewegungsvielfalt und Variation fehlt. Somit ist im Ausdauersport das Faszientrai- ning, um Überlastungen vorzubeugen, als Ergän- zung unentbehrlich. Betrachtet man die typischen Verkürzungsmuster im Laufsport, so entstehen myo- fasziale Verkürzungen in der Waden- und hinteren Oberschenkelmuskulatur (hintere Muskelkette), so- wie des seitlich am Oberschenkel gelegenen Trac- tus iliotibialis. Dies erklärt auch häufig auftretende Erkrankungen wie Achillodynie und Plantarfaszitis. Auch das sogenannte Läufer-Knie, bei dem es sich um Verklebungen der Faszie des Tractus iliotibialis handelt und es zu Reizungen im Ansatz in der äuße- ren Knieregion kommt, wird dadurch hervorgerufen.
Überlastungsschäden vorbeugen
Um sportartspezifischen Überlastungssyndromen vorzubeugen, sollte jeder Läufer zweimal wöchent- lich ein Faszientraining durchführen und hierbei fünf wesentliche Prinzipien beachten.
Dynamische Dehnübungen langer Muskelketten:
Hierbei sollen nicht nur einzelne Muskeln gedehnt werden, sondern die gesamte Muskelkette. Am Bei- spiel der hinteren Muskelkette bedeutet dies: die Waden-, hintere Oberschenkel-, und Rückenstreck- muskulatur zu dehnen.
Federnde Dehnübungen:
Leicht federnde oder hüpfende Bewegungen bewir- ken eine Verbesserung der Elastizität im Bindegewe- be und in den Faszien. Als Variation können auch dynamische Federungsübungen, wie zum Beispiel Wurfbewegungen, integriert werden.
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