Page 44 - LEX Magazin 2-2015
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KEEP ON RUNNING
INTEGRATION DURCH SPORT
Die erste Anmeldung zu einem Volkslauf
Vertriebene, Flüchtlinge, Migranten: Die letzten Jahre haben uns die schrecklichen Bilder aus dem Nahen Osten, der Nordküste Afrikas und speziell aus Syrien betroffen gemacht. Speziell der Bürgerkrieg in Syrien betrifft viele Millionen Men- schen, die zunehmend aus ihrer zerstörten Heimat fliehen müssen. Traumatisiert durch den Verlust enger Verwandter, packen sie ihr Hab und Gut zu- sammen und machen sich auf den beschwerlichen Weg nach Norden, raus aus dem zerbombten Land. Erste Station ist und war häufig der Libanon oder die Türkei, die einige Millionen aufgenommen und notdürftig versorgt haben, mit der Situation aber zu- nehmend überfordert waren und sind. So kommen die Vertriebenen auf der Flucht zunehmend in die EU. Die europäische Gemeinschaft präsentiert sich dabei als zerstrittener Haufen nationaler Interessen, die sich so blockieren, dass keine geordnete Hilfe und Aufnahme, deren Notwendigkeit alle betonen, möglich ist.
Lange Zeit machte auch Deutschland die Augen vor der immer kritischer werdenden Situation am Rande der EU zu, bis es fast nicht mehr ging. Auch das führ- te dazu, dass alle mit den stark steigenden Zahlen hil- febedürftiger Menschen überfordert sind und die Konfliktgefahr steigt. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte Richtlinienkompetenz in dem sie sagt „Ich sagte wieder: Wir schaffen das“ und an- merkt, es wäre nicht ihr Land, wenn man anfangen müsste, sich für Hilfe in Notsituationen zu entschul- digen. Damit gibt sie die Richtung vor, um neben So- forthilfe die Weichen für ein organisiertes Lösen der Probleme zu stellen. Aus den Bevölkerungen der Na-
„Viele der Flüchtlinge sind traumatisiert und leiden unter star- ken Depressionen. Sport, wie Laufen, hilft gegen Depressi- onen und macht - zumindest für einige Zeit - den Kopf frei.“ Engeline Kramer ist „Koordinatorin
des Cafe International“ in Leer
tionen, in denen besonders viele Vertriebene ankom- men, erlebt man eine Welle unbürokratischer Hilfe, die notwendig ist, aber vielfach nicht erwartet wurde. Vor allem kann sie nur kurzfristig Not lindern. Die unvorbereiteten Behörden können dafür dankbar sein. Es ist eine riesige Herausforderung für unsere wohlhabende Gesellschaft. Die reichste Nation in Eu- ropa, die sich sicher noch an die eigene Geschichte von Flucht und Vertreibung erinnern kann. In den kommenden Monaten und Jahren ist die Versorgung und Integration eine humanitäre Herkulesaufgabe, zu der wir in der Lage sein sollten. Sport ist eine „ein- fache“ Integrationsmöglichkeit. Gemeinsam Fußball spielen oder Laufen baut Vorurteile und Hemmun- gen ab, sprachliche Barrieren relativieren sich.
Lauftreffs bieten hier eine gute Möglichkeit für
die Betroffenen, Kontakt aufzunehmen. Ohne Ar- beits- und Beschäftigungsmöglichkeit kann die Teilnahme an einem Lauftreff nicht nur erste, un- komplizierte Möglichkeit sein, andere Menschen kennen zu lernen, es bricht auch die Lethargie auf, lenkt für einige Momente vom eigenen Schicksal ab
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